November bis Silvester ODER "Weihnachten mal unter Palmen"

22.01.2015 22:13

Da ich endlich mal wieder in den Genuss einer Internetverbindung kommen konnte, nutze ich natürlich sofort die Chance und teile meine neuesten Erfahrungen mit Euch (und auch die älteren, da ich die ja auch schon auf meinem PC gespeichert habe).


Abejas (Bienen)

An einem Samstag hat Don Mainor mich um 7.00Uhr früh mit
seinem Moped abgeholt, damit ich seine Bienenvölker (culmenas de abejas)
anschauen kann. Wir sind also zu seiner Finca gefahren und haben uns
Schutzanzüge mit Militärmuster und einen Imkerhut angezogen. Dann sind wir zu
Dritt mit Zuckerwasser und Rauch zu den Bienenvölkern gegangen und haben sie
gefüttert. Ich konnte sogar die ein oder andere Königin und Babybienen sehen!


Baile de Graduación

Mit dem ausrangierten US-Schulbus ging es nachmittags um
16.00Uhr los nach El Carmen. Vor dem Saal haben wir dann bis ca. 18.30Uhr
gewartet und dann ging der Abschlussball los. Als erstes sind die Abiturienten
jeder einzeln mit Eltern in den Saal gekommen. Dann gab es Reden, eine
Fotodiashow und Essen. Kurz vor dem Ende gab es dann auch eine Bar. Auf der
Feier waren auch ein paar Amerikaner, die sehr lustig getanzt haben. Um
Mitternacht gings mit dem Bus dann wieder nach Biolley. Das Lustige ist, dass
der Abiball war bevor die Schüler ihre Abschlussarbeiten geschrieben haben,
dass auch alle unbesorgt feiern können. Der Kontrast zwischen wunderschönen
Ballkleidern und Papptellern war auch sehr auffällig.


Grupo de Habitad

Am Tag nach dem Baile kamen die Amerikaner, die am Vortag so
lustig getanzt hatten, dann nach ASOMOBI, um die Kaffeetour zu machen. Sie
waren sehr freundlich und sehr interessiert. Vor allem aber waren sie sehr
begeistert von Dona Hortensia und haben ihr immer Kusshände nachgeworfen.
Habitad baut Häuser in ärmeren Vierteln und verschenkt diese dann an die
Ärmsten der Gemeinde.


15 anos de Alondra

Alondra hat mich zu ihrer 15.Geburtstagsfeier eingeladen.
Der 15.Geburtstag in Costa Rica ist so besonders wie "Sweet 16" in den USA und
der 18. In Deutschland. Der Unterschied ist, dass der 15.Geburtstag in Costa
Rica nur für die Mädchen besonders ist, weil sie mit diesem Geburtstag zur Frau
werden. Die Geburtstagsfeier ist sehr groß und hat viele Traditionen.

An Alondras Feier hat sie zuerst den Walzer mit ihrem Papa
getanzt, dann mit ihrem einen Opa und dann mit ihrem anderen Opa. Danach hat
sie sich auf einen Stuhl gesetzt und ihr Papa hat ihr die Ballerinas ausgezogen
und ihr dann Stöckelschuhe angezogen. Dann hat ihre Mama ihr ein Diadem
aufgesetzt, als Zeichen dafür, dass sie immer ihre kleine Prinzessin bleiben
wird. Danach gab es Essen und dann hat Alondra 15 Rosen an die 15 wichtigsten
Menschen in ihrem Leben verteilt und zu jeder Person eine kurze Rede gehalten.
Dann gab es einen "Karneval" mit lustiger Musik, Konfetti, Masken und lustigen
Hüten und einer Polonäse. Kurz vor dem Ende habe ich eine Mitfahrgelegenheit
bekommen, also bin ich etwas früher nach Hause gefahren. So habe ich zwar
leider den Kuchen verpasst, musste aber dafür nicht alleine im Dunkeln 2 Km
nach Hause laufen.


Finale Biolley-Colorado

Trotz der Ankündigung, dass Biolley das schlechteste
Fußballteam im ganzen Distrikt hat, sind wir wider Erwarten ins Finale
gekommen. Zwar ins Finale der "schlechteren" Gruppe, aber immerhin. Das haben
wir dann auch gewonnen. Mein Kumpel Emma hat mich gefragt, ob ich das Spiel für
ihn aufnehmen kann, damit er es seinem Papa zeigen kann, also habe ich das
Finale gefilmt und WIR HABEN GEWONNEN!


Pelicula

Illy-Kaffee hat einen Dokumentarfilm über ASOMOBI gedreht,
der "A small Section of the World" heißt. Zur Premiere wurden wir nach San José
eingeladen und sind mit einem Privatbus abgeholt worden. In nur 6 Stunden waren
wir in San José! Wir hatten ein Zimmer im Hotel Radisson mit Badewanne und
W-LAN. Was für ein Luxus! Ich habe gleich alles genossen und bis 3.00 Uhr
morgens das Internet und die Badewanne genutzt. Abends haben wir die Premiere
im Kino in Plaza Lincoln angeschaut. Danach gab es einen Empfang mit vielen
leckeren Häppchen. Hähnchenfilet mit Schinken, Kekse mit Humus oder
Aprikosen-Käse-Creme, Wein, Fresco,... Es waren auch Berühmtheiten des
Tico-Fernsehen auf der Premiere. Ich habe jetzt Fotos mit ihnen, aber kenne sie
nicht wirklich :)
Nach einem Frühstück mit O-Saft, Toast, Marmelade, Rührei und Muffins ging es
mit dem Bus am nächsten Morgen wieder zurück nach Biolley.


Playa Hermosa

Kurz darauf ging es schon wieder auf einen Ausflug. Diesmal
wollten wir Keike in Playa Hermosa besuchen. Nachdem ich mit dem Bus nach Las
Tablas gefahren bin, habe ich im Bus aus San Vito Tilli, einen Mitfreiwilligen,
getroffen. Zu Zweit verging die Busfahrt gleich doppelt so schnell, da man sich
immer viel zu erzählen hat. Um 9 waren wir dann auch schon in Playa Hermosa.
Eine sehr kurze Anreise für meine Verhältnisse :D Am ersten Tag haben wir dann
einen Spaziergang zum Strand gemacht, Keike hat einen Surfkurs organisiert und
danach haben wir gegrillt. Am Sonntag ging es dann los, das Highlight des
Ausflug: die Waltour. Zu Fuß ging es in den Nationalpark (durch den
Hintereingang durch einen Sumpf ;) ) und danach weiter mit einem Boot an der
Küste entlang. Wir haben den Strand gesehen, an dem Fluch der Karibik gedreht
wurde, die "Fenster" der Welt und viele verschiedene Vögel. Ein Pelikan kann
Salzwasser filtern und muss deshalb nie einen Fluss suchen, um Süßwasser zu
trinken. Und es gibt einen Vogel, der nur in der Luft gleitet und deswegen
unterm Fliegen auch schlafen kann. Leider haben wir weder Wale, noch Delfine
oder Schildkröten gesehen, aber es war trotzdem ein sehr schöner Ausflug. Nach
der Waltour sind wir in ein leckeres Restaurant in Uvita gegangen bevor es
wieder zurück nach Playa Hermosa ging. Dort haben wir uns dann erstmal
ausgeruht. Am Montag ging es dann nochmal an den Strand und danach in einen
Fluss zum Baden. Wir wollten den Bus um 16.00Uhr nehmen, aber der war schon
ausgebucht, also haben wir auf den Bus um 19.00Uhr gewartet, der dann um
20.00Uhr angekommen ist. Ich bin mit den anderen zusammen gleich nach San José
gefahren, da wir am Donnerstag einen Visumstermin hatten und ich nicht Montag nach
Biolley fahren wollte, Dienstag arbeiten und dann gleich am Mittwoch wieder
zurück nach San José um am Donnerstagmorgen zu dem Termin erscheinen zu können.
Das wäre nur doppelt so teuer und doppelt so viel Zeit im Bus gewesen.


Visum

In San José habe ich am Dienstag gleich mal fast den ganzen
Vormittag mit meiner Familie und Mathi geskypet und bin danach mit dem Bus ins
Zentrum gefahren. Da habe ich dann Glasperlen für die Rosenkränze besorgt, die
meine Gastmama macht und bin dann weitergefahren nach Guadalupe, um die
Gastfamilie aus San José zu besuchen. In der Gastfamilie gab es erstmal sehr
viel Essen, wir haben uns gut unterhalten und ich bin mit den Kindern auf den
Spielplatz gegangen. Danach bin ich diesmal ein bisschen früher zurück nach San
Sebastian gefahren und habe mich nichtmal verlaufen.

Am Mittwochvormittag haben wir Besorgungen gemacht, einen
veganen und einen normalen Kuchen gebacken und sind nach San Pedro zum
Crepes-Essen gefahren. Sehr lecker. Abends sind dann Keike und Tilli auch in
die WG gekommen und wir haben uns lange über Gott und die Welt unterhalten.

Am Donnerstagmorgen wollten wir dann mit der Peri nach San
Pedro fahren, um die OIM zu suchen, bei der wir einen Termin wegen des Visums
hatten. Als die Peri aber lange nicht kommen wollte, haben wir uns für ein Taxi
entschieden, was auch die einfachste und schnellste Möglichkeit war. Mit dem
Mitarbeiter der OIM sind wir dann zu einer speziellen Polizeistation gegangen,
um unsere Fingerabdrücke abzugeben. Danach haben wir in einer Soda zu Mittag
gegessen und sind dann weitergefahren zu Migración in Uruca. Dort haben wir
dann alle noch vor der Mittagspause unsere Anträge abgeben können und dann die
Mittagspause in der Mensa verbracht. Nach der Mittagspause ging es dann wieder
zu Migración und wir haben wirklich unsere Visa bekommen! Danach hat Bettina
Tilli nach La Sabana gefahren, wo er auf seinen Bus warten musste, und Keike
und mir noch Pavas und Escazu gezeigt. Von dort aus sind wir dann mit dem Bus
ins Zentrum und dann wieder zurück nach San Sebastian. Der Abend ist dann mit
einem Mädlsabend ausgeklungen und am Freitag um 6.00 Uhr morgens ging es dann
glücklich und mit Visum wieder Richtung Biolley.


Paso Canoas

(Biolley - San Vito - Ciudad Neily - Paso Canoas - Ciudad
Neily - San Vito - Biolley)

Mein Weihnachtspäckchen ist leider nicht in Biolley
angekommen, sondern in der Zollstelle in Paso Canoas. Der Plan war
ursprünglich, dass ich mit dem Bus fahre. Diesen Trip hätte ich aber niemals in
einem einzigen Tag schaffen können. Ich hatte aber sehr viel Glück, denn Jimmy
ist mit dem Auto für ASOMOBI nach Ciudad Neily gefahren. Von dort ist es dann
nicht mehr weit nach Paso Canoas.

Da ich mit Jimmy im Auto fahren durfte, war es also das
erste Mal für mich, dass ich den Distrikt Biolley in einem Auto verlassen habe.
Victor hat uns schon gesagt, dass die Brücke vom Fluss weggespült worden war,
also sind wir einen Umweg über El Carmen gefahren. Neugierig wie wir waren,
sind wir dann aber von der anderen Seite zur Brücke gefahren, um Fotos zu
machen. Danach ging es auf die Carretera. Sehr ungewohnt sich wieder
anschnallen zu müssen. Da es in Biolley so gut wie keine Verkehrspolizei gibt,
hatte ich mich schon Monate nicht mehr angeschnallt. Das wird eine Umgewöhnung
in Deutschland! Über San Vito ging es dann nach Ciudad Neily, um an einem
Seminar für ASOMOBI teilzunehmen. Yanuri und Gis waren die Abgesandten für das
Seminar, Jimmy und ich die "Chauffeure". Dadurch haben wir dann auch ein gratis
Mittagessen abgestaubt. Danach ging es weiter, diesmal wirklich nach Paso
Canoas. Paso Canoas liegt halb in Costa Rica und halb in Panama. Also war ich
eigentlich schon in Panama :D In der Post in Paso Canoas war vor uns ein Gringo
(=so sagen die Ticos zu den US-Amerikanern) mit einem Dolmetscher. Der
Postangestellte hat dann ein Taxi bestellt. Eigentlich nur für sich und die
Pakete, um sie zum Zoll (Aduana) zu bringen. Der Gringo und der Dolmetscher
sind aber einfach eingestiegen und haben uns dann zugerufen auch mit ins Taxi
zu steigen. Also haben wir neben dem gratis Mittagessen auch noch eine gratis
Taxifahrt abgestaubt. In Aduana war dann ein ziemlich grummeliger Sachbearbeiter.
Er hat mir gesagt, dass ich alles was in dem Paket ist, egal ob neu oder
gebraucht, wie neu versteuern muss. Und dass das sicher teuer wird. Er hat mich
ganz schön erschreckt! Ich war also ganz rot vor Scham, mir war schlecht vor
Angst und ich wusste nicht was ich tun sollte. Dann hat mir der Sachbearbeiter
gesagt, dass ich das Paket ungeöffnet zurückschicken könnte ohne zusätzliche
Gebühren. Wenn ich es aber öffnen ließe, dann muss ich den Inhalt komplett
versteuern. Der Sachbearbeiter war sehr unsympathisch und ich wusste nicht was
ich machen sollte. Im Paket waren auch die Weihnachtsgeschenke für meine
Gastfamilie und die Plätzchen, auf die ich mich schon so gefreut hatte.
Außerdem ist es nicht günstig ein Päckchen nach Costa Rica zu schicken und das
sollte alles umsonst gewesen sein... Also hab ich gesagt, sie sollen es öffnen
und hatte richtig Angst wie teuer es wohl werden würde. Dann war
Personalwechsel. Jimmy hat sich gleich mit dem neuen Sachbearbeiter
angefreundet. Der hat dann auch mein Päckchen geöffnet und eine gefühlte
Ewigkeit Sachen in seinem PC aufgelistet. Ich bin vor Schreck fast gestorben!
Ich war richtig froh, dass Yanuri, Gis und Jimmy dabei waren. Als er fertig
war, gab er uns die Rechnung, die wir in der Bank bezahlen sollten. 4.500
Colones (6,50€). Ich war soo erleichtert! Er hat nur drei Socken und den
Masskrug versteuert. Nachdem wir bezahlt hatten, sind wir wieder zur Aduana
gegangen und haben endlich mein Weihnachtspäckchen abgeholt.

Danach haben wir uns wieder Richtung Heimat gemacht. Ich
habe das erste Mal San Vito kennengelernt. In einer Libreria habe ich
Bastelsachen besorgt und wir haben Kaffee in einer Bäckerei getrunken. Dann
ging es weiter. Auf der Carretera hat uns dann eine Polizeikontrolle
aufgehalten. Was wir denn in dem Päckchen hätten? Und ich sei Ausländer. Warum
ich im Land sei? Wo ich arbeite? "Wollen Sie meine Cedula (Ausweis/Visum)
sehen?". Nicht schon wieder. Ich wollte doch nur nach Hause fahren. Als sie den
Zollstempel gesehen haben, waren sie aber zufrieden und haben uns weiterfahren
gelassen. Nach einigen Metern sind wir aber an einem Auto vorbeigefahren, dass
von der Straße abgekommen ist, also sind wir stehengeblieben und haben es
abgeschleppt. Nach einem weiteren Halt in Las Tablas und einem Halt nachdem wir
die Carretera verlassen haben, um uns abzuschnallen, kamen wir dem Ziel langsam
näher. Auf dem Weg nach Biolley sind wir noch an einem Lastwagen
vorbeigekommen, der auch von der Straße abgekommen war, aber wir hatten nicht
genug Kraft, um ihn abzuschleppen, also haben wir ihm eine Telefonnummer
gegeben und sind weitergefahren. In Biolley angekommen wurden wir dann schon
erwartet. Jimmy, der Witzemacher, hat am Telefon zu seiner Tochter gesagt, dass
wir alle eingesperrt worden sind, weil meine Schokolade illegal war. Sie hat es
ihm aber geglaubt und wie das in einem Dorf nunmal so ist, "wusste" das ganze
Dorf schon welches Unheil uns wiederfahren ist, als wir ankamen. Nach zwei
Tagen war das Gerücht dann aber auch wieder gänzlich zerstreut und der Familie
und den Kollegen hat die Schokolade sehr gut geschmeckt. Mittlerweile ist
nichts mehr von der Kinderschokolade übrig und auch die Plätzchen sind knapp.
Was für ein Ausflug und das alles nur wegen eines Weihnachtspäckchens!


Adventskalender

Mit den in San Vito gekauften Bastelsachen hab' ich mich mit
meiner Schwester und später auch meiner Cousine an die Arbeit gemacht einen
Adventskalender zu basteln. Die meisten Leute hier haben noch nie einen
Adventskalender gesehen und am Anfang nicht verstanden, was ich damit machen
will, aber nach den ersten paar Tagen im Dezember sind auch meine Kollegen
jeden Tag am Adventskalender vorbeigegangen, um die Nachricht des Tages zu
lesen und in meinem Haus sind die Familienmitglieder extra früher aufgestanden,
um das Türchen öffnen zu können. Die Türchen des Arbeitsadventskalenders hat
mein kleiner Freund Mathias geöffnet, den ich dafür jeden Tag in meiner
Mittagspause Zuhause abgeholt habe. Die Kinder machen jetzt schon Pläne
nächstes Jahr wieder einen Kalender mit mir zusammen zu basteln. Ich weiß dann
immer nicht so recht wie ich ihnen erklären soll, dass ich nächstes Weihnachten
nicht mehr hier sein werde...


Familienausflug

An einem schönen Sonntag haben wir beschlossen alle zusammen
einen Ausflug zu machen. Nachdem wir den Vormittag lesend verbracht haben, ging
es nachmittags zu 8 in einem normalen Auto auf die Reise. Wir sind in den
30-Minuten-entfernten Ort Altamira gefahren, um in die Heladeria (Eisdiele) zu
gehen. Als erstes haben wir die ansässige Frauenorganisation ASOPROLA besucht
und uns die künstlerische Gestaltung des Geländes angeschaut und danach sind
wir in die Eisdiele gegangen. Das Eis dort wird von den Frauen dort mit
regionalen und biologisch angebauten Früchten hergestellt. Auf dem Rückweg haben
wir spontan beschlossen einen Abstecher zum Uropa der Familie zu machen, den
ich an diesem Tag kennengelernt habe. Wir haben "Wasseräpfel" geerntet, uns
unterhalten, den Sonnenuntergang genossen und mit den Hunden gespielt. Als es
dann wieder Richtung Heimat ging und in der Kirche Licht brannte, als wir
vorbeigefahren sind, ist meiner Gastmama aufgefallen, dass sie ja ganz
vergessen hatte, dass sie eine Pfarrgemeinderatsversammlung hatten. Sie ist
dann schnell noch für die letzte halbe Stunde dazu gestoßen und wir anderen
sind nach Hause gefahren.


Schlitzohr Mathias

Über meinen kleinen Freund Mathias gibt es mittlerweile so
viele Geschichten zu erzählen. Einmal ist er mit seinem Fahrrad an mit
vorbeigefahren und hat mich zu sich nach Hause zum Essen eingeladen. Da meinte
er: "Eines Tages werd' ich dich mit meinem Motorrad abholen, aber momentan habe
ich leider nur ein Fahrrad."

Ein anderes Mal als seine Hündin Junge bekommen hatte, hab'
ich ihm erzählt, dass ich gerne einen Babyhund hätte, aber den ja leider nicht
mit nach Deutschland nehmen kann. Ein paar Tage später hat mir seine Oma dann
erzählt, dass er als die Hündin nicht da war einen Babyhund gesucht hat, ihn in
eine Brotbox gesetzt hat und schon auf dem Weg zu mir war, um ihn mir zu
schenken...

Ein anderes Mal hat er mir gesagt, dass er Pilot wird, damit
er mich immer in Deutschland abholen kann und mit nach Costa Rica nehmen kann
und dass ich dann niemals dafür bezahlen muss.

Zu Weihnachten hat er mir eine Packung Schokolade und ein
Snickers geschenkt, weil ich ihm einmal einen Kinderschokoladeriegel geschenkt
habe.

Es gibt noch soooo viele andere Geschichten von meinem
kleinen Schlitzohr-Freund, aber alle kann ich gar nicht aufschreiben, weil es
so viele sind :)


Tiere

Auch die Tierwelt in Costa Rica wird nicht langweilig. Jeden
Tag sehe ich andere Tiere und lerne viel über die verschiedenen Arten dazu. Da
es hier jetzt mittlerweile Sommer ist, werden die Tiere immer aktiver und man
sieht sie noch öfter als sonst. Skorpione sind hier mittlerweile an der
Tagesordnung. Auf der Couch, in den Vorhängen, in den Schuhen,... man muss immer
aufpassen, dass man sich nicht auf einen draufsetzt. Von dem Gift der
einheimischen Skorpione stirbt man zwar nicht, aber ich habe mir sagen lassen,
dass es wahnsinnig wehtut und sogar für einige Stunden der halbe Körper gelähmt
sein kann. Das geht nach einiger Zeit von alleine wieder weg, aber ausprobieren
sollte man es trotzdem nicht unbedingt.

Auch die Schlangen kommen jetzt öfter aus ihren Löchern und
spazieren auf der Straße herum. Lebendig habe ich bis jetzt nur ungiftige
Schlangen gesehen, aber tot auch schon die richtig giftigen. Vor ein paar Tagen
wollte eine Terciopelo bei meiner Kollegin ins Haus kriechen und meine
Gasttante hatte auch schon eine in der Küche. Die Fotos sind von einer toten
Korallschlange und von einer toten Mika (zum verwechseln ähnlich mit der
tödlichen Terciopelo). 

Aber auch die Raupen in Costa Rica sind anders als in
Deutschland. Natürlich gibt es auch "Normale", aber es gibt auch giftige. Man
stirbt auch von den Raupen nicht, aber von den grünen kann man Grippe kriegen
und die schwarzen tun einfach nur weh.

Kleine Anekdote aus dem Leben der Kathi: Wer mich kennt, der
weiß, dass ich ein Tollpatsch bin. Ein richtiger Tollpatsch! Also, wie es der
Zufall so will, hat mich eine Kollegin gefragt, ob ich ihr bei ihrer
Englischhausaufgabe helfen kann und mir angeboten mich neben sie auf einen
Stein zu setzen. Naive Glückspilz-Kathi geht davon aus, dass alles in Ordnung
ist und man nicht nachschauen muss, ob etwas auf dem Stein ist, setzt sich hin
und spürt einen stechenden Schmerz am Po. Sie springt hektisch auf und schaut
was den Schmerz verursacht und findet auf dem Stein: NICHTS. Verwirrt, aber
einigermaßen beruhigt setzt sie sich wieder hin. Man sollte erwähnen, dass sie
eine schwarze Hose anhatte. Und wieder wird der Schmerz stärker, ein Stechen
und Zwicken. Wieder springt sie auf. Diesmal seht sie etwas an ihrer Hose. Eine
Raupe, eine schwarze giftige Raupe an ihrer schwarzen Hose. Deshalb hat sie die
auch nicht gesehen. Die entfernt die Raupe, die sie leider durch ihr Gewicht
ermordet hatte und jetzt sich wieder hin. Der Schmerz dauert zwar noch ein
bisschen an, aber den Kürzeren hat die arme Raupe gezogen.

Bei der Pulperia (Tante-Emma-Laden) ist eine Babykatze
rumgestreunt. Meine Familie und ich waren beim Einkaufen und meine Gastmama hat
gesagt wir bräuchten eigentlich eine Katze, die die Mäuse frisst, die immer in
unser Wohnzimmer laufen. Ich hab also gefragt, ob ich die kleine Katze mitnehmen
darf und da sie niemandem gehört hat, meinten die Pulperia-Menschen und auch
meine Gastfamilie, dass ich sie mitnehmen kann. Ich hab die kleine Katze dann
auf dem Arm mit zu unserem Haus genommen und eine knappe Stunde damit verbracht
sie und unseren Hund miteinander anzufreunden. Sie haben sich dann aber auch
gut verstanden. Wir haben sie mit Milch gefüttert und immer, wenn andere Hunde
gekommen sind, hat unser Hund sich zwischen den fremden Hund und die Katze
gestellt und sie beschützt. Aber an einem Tag war unser Hund leider gerade
unterwegs und der Nachbarshund hat die Gunst der Stunde für sich genutzt und
meine Katze so erschreckt, dass sie in einen Baum geflüchtet ist und dann hat
er noch ewig unter dem Baum gebellt. Danach ist meine Katze weggelaufen und nie
mehr zurückgekommen...

Außerdem hab ich hier sowas wie meinen eigenen Hund in der
Art: Thor. Er ist zwar nicht mein Hund, sondern der Hund meiner Kollegin, aber
jeden Tag begleitet er mich, wenn ich zur Arbeit gehe. In meiner Mittagspause
wartet er schon im Hof von ASOMOBI und auch um 16Uhr, wenn ich von der Arbeit
nach Hause gehe, gehe ich fast nie ohne "meinen" Hund. Er hat sogar während der
Krippenspielproben, bei denen ich mitgeholfen habe, vor dem Salon auf mich
gewartet.


Erster Besuch!

Mittlerweile hatte ich auch schon Besuch in Biolley. Zwei
Mitfreiwillige sind für ein langes Wochenende zu mir ins Dorf gekommen. Am
Freitag sind sie nachmittags mit der Busetta hier angekommen und wir sind
miteinander bis nach ASOMOBI gefahren. Nachdem die Zimmer bezogen wurden, habe
ich ihnen das Gelände gezeigt und wir sind ein wenig spazieren gegangen. Um
16Uhr hat Dona Hortensia dann eine Tour de Café gemacht und ihnen die
Geschichte von ASOMOBI erzählt und den Kaffeeprozess erklärt. Abends hat Miguel
ihnen dann noch die Chancadora,
die "Kaffeemaschine", die die Schale entfernt, erklärt und gezeigt. Danach sind
wir ins Dorf gegangen und ich habe ihnen meine Familie vorgestellt. Zusammen
haben wir dann alle die Telenovela "La Hija del Mariachi" geschaut und danach
sind sie zurück in die Herberge gegangen.

Der Samstag hat um 6.30Uhr mit einer Tour de Miel
(Imkertour) für die beiden begonnen. Danach sind wir zu mir nach Hause gegangen
und Abuela hat ihnen die komplette Finca gezeigt und sie durften unsere Kuh
Luna melken. Bei mir Zuhause hat uns dann Pablo, ein Kumpel von mir, abgeholt
und wir sind alle zusammen zum Fluss gegangen. Dort haben wir dann den
Vormittag verbracht und sind vor dem Mittagessen sogar noch an der Finca der
US-Amerikaner vorbeigegangen. Wie erstaunt wir waren wie viel wir an einem
Vormittag geschafft haben! Am Nachmittag sind wir in die Kirche gegangen, um
dort beim Putzen und beim Dekorieren zu helfen. Danach sind wir zu meiner
Familie gegangen und haben den Rest des Tages dort mit allen zusammen
verbracht. Zum Schlafen bin ich diesmal auch mit in die Herberge gegangen und
wir haben einen Mädlsabend gemacht.

Der Sonntag hat noch früher begonnen als der Samstag. Um
4.30 früh sind wir zum Bus gegangen, der um 5Uhr Richtung Altamira gefahren
ist. Im Bus haben wir uns dann mit Pablo getroffen, der auch unser Guide war an
dem Tag. Als erstes haben wir eine Kaffeeplantage (Cafetal) besucht. Danach
gings vorbei an der Heladeria, die noch immer geschlossen hatte, zu ASOPROLA.
Ich wollte ja, dass auch die Mädls das kennenlernen können. Danach sind wir
alle zum lokalen Künstler Pancho gegangen, Pablo hat uns Panchos Finca gezeigt,
die Bäume erklärt, wir waren am Fluss, haben Vögel beobachtet und durften auch
in Panchos Haus. Pancho hat uns dann zum Essen eingeladen, was wir natürlich
gerne angenommen haben. Den Plan noch in den Nationalpark zu gehen, haben wir
auf Grund von Gemütlichkeitsproblemen, dann aufgegeben und den Mittag lieber in
der Hängematte verbracht. Danach sind wir nochmal bei ASOPROLA vorbeigegangen,
weil ich für die Arbeit Prospekte brauchte und danach sind wir in die Heladeria
gegangen, um ein Eis zu essen. Als wir auf dem Heimweg waren, hatten wir Glück,
denn der Bus hat uns auf der Straße aufgesammelt und von der Endstation des
Busses aus sind es nur noch ca. 6km bis zu mir nach Hause. Ich hab mich dann
ganz schnell geduscht und bin in die Kirche gegangen. Es war Erstkommunion. Der
Pfarrer fragt die Kinder hier verschiedene Sachen und wenn sie die Antwort
nicht wissen, dann gibt er ihnen die erste Kommunion nicht und sie müssen die
Antworten bis zum nächsten Jahr lernen. Danach hab ich noch einer Bekannten
Englischnachhilfe gegeben und bin danach gleich eingeschlafen.

Am Montag stand dann für die beiden meinen Arbeitsalltag
kennenlernen auf dem Programm. Am Vormittag haben wir im Beneficio gearbeitet,
also Kaffee gewendet, die Guardiola, also die Kaffeetrockenmaschine, geleert,
Kaffeebetten geflickt und schon getrockneten Kaffee in Säcke verpackt. Nach dem Mittagessen haben wir
dann den Bereich gewechselt und in der Tostadora gearbeitet. Doña Hortensia hat erklärt,
wie man den Kaffee röstet und mahlt und wir haben Kaffeetüten mit Etiketten
beklebt, Kaffee abgewogen und abgepackt. Nach der Arbeit sind wir dann zusammen
in meine Familie gegangen und haben die Telenovela angeschaut. Danach sind wir
wieder nach ASOMOBI gegangen und haben uns bis Mitternacht Geschichten erzählt.
Ein richtig lustiger Mädelsabend! J Und eine kurze Nacht, denn
um 4.00Uhr mussten wir schon wieder aufstehen, da der Bus um 5.00Uhr morgens
das Dorf verlässt.


"Servicio al Cliente" und die Geschichte des kleinen
Erdbebchens

ASOMOBI hat eine Fortbildung mit dem Thema "Servicio al
Cliente", also Kundenservice, veranstaltet, an dem auch ich teilnehmen durfte.
Es war sehr interessant zu hören worauf genau geachtet werden muss und in
welcher Atmosphäre welcher Grad des Kundenservice angebracht ist. So ist für
manche Menschen ein Sterne-Kundenservice eher einschüchternd. Während der
Fortbildung gab es für mich dann auch eine Premiere: mein erstes Erdbeben!
Alles hat gewackelt und hin und her gewippt. Mir wurde vorher schon gesagt,
dass es zu dieser Jahreszeit öfters mal Erdbeben gibt, wie ich mich zu
verhalten habe und dass die meisten in dieser Region eher ungefährlich sind,
weshalb ich erstaunlicherweise nicht mal Angst hatte. Ich fand es sogar lustig!
Seit dem gab es immer öfters leichte Erdbeben. Manche sind lustig, wenn z.B.
die Christbaumkugeln plötzlich wie von Geisterhand hin und her schaukeln.
Andere eher nervig, wenn man um 3Uhr morgens von einem wackelnden Bett geweckt
wird. Solang sie jedoch nicht gefährlich sind, gibt es definitiv schlimmeres
und ein Erdbeben bietet doch auch immer guten Gesprächsstoff an nächsten Tag in
der Arbeit.


Nationalparktagung in Tapanti

Anfang Dezember war eine Tagung des Nationalparkteams mit
dem Thema "Biosphärenreservat La Amistad" im Nationalpark Tapanti. ASOMOBI hat
meine Gastmama und mich zu der zweitägigen Tagung geschickt. Es war sehr
interessant mehr über die Naturschutzprojekte zu erfahren und mit
Nationalparkabgeordneten des ganzen Landes in Kontakt zu kommen. Auf der
abenteuerlichen Hinfahrt mit 13 Personen in einem 7-Personen Auto, auf dem die
hinteren Sitzbänke ausgebaut wurden und durch zwei Holzbänke links und rechts
ersetzt wurden, wurden wir durch die vielen Steine auf der Straße heftig durchgeschüttelt.
Dass wir die meiste Zeit ohne ersichtlichen Grund auf der linken Spur gefahren
sind (obwohl in Costa Rica normal rechts gefahren wird) und auf dem Platz neben
mir eine Gasflasche transportiert wurde, hat mir dann doch ein mulmiges Gefühl
in der Magengegend beschert. In Tapanti angekommen, war die Vegetation sehr
anders als in anderen Teilen Costa Ricas. Die Farben der Erde und die Bäume
haben mich eher an Deutschland erinnert als an Costa Rica und auch die
Temperaturen waren sehr gewöhnungsbedürftig. Es war winterlich kalt! Das ist ja
kein Problem für eine wintererprobte Europäerin, sollte man meinen, aber weit
gefehlt. In dem Haus, in dem die Tagung stattfand, war nämlich nicht geheizt
und es wurde vorher auch nicht gesagt, dass es kalt werden würde. Mit T-Shirt
und Turnschuhen gewappnet saßen wir also zwei Tage lang im Kalten. Am Ende des
zweiten Tages hatte man sich dann langsam an die Temperaturen gewöhnt, da ging
es auch schon wieder zurück ins Warme. Mit vielen neuen Erfahrungen, neuen Kontakten
und einer "Grippe" sind wir dann wieder in Biolley angekommen. ("Grippe" in
Costa Rica ist Husten, Schnupfen und Halsweh)


Caña

An einem Nachmittag hat Rigo für uns eine Caña geerntet und
Abuela hat sie dann geschält und in kleine Stückchen geschnitten. Caña, also
Zuckerrohr ist die Vorstufe zu Zucker, aber durch ihre faserige Konsistenz wird
sie auch zur Zahnreinigung verwendet. Klingt ziemlich paradox, ist aber so. Wir
haben also auf den Cañastückchen
rumgekaut, bis kein Saft mehr rauskam. Richtig lecker und sobald ich wieder die
Chance bekomme, werde ich sicherlich wieder Caña essen.


Interview für Arte

Eigentlich sollte ich an diesem Tag im Haus arbeiten, aber
Ariana hat mich angerufen, ob ich ihnen in ASOMOBI helfen kann, da ein
Interviewteam unangekündigt angekommen ist und die französischen Reporter
leider kein Spanisch, sondern außer Französisch nur Englisch sprechen. Don
Mainor hat mich dann mit seinem Moped abgeholt und auf gings nach ASOMOBI. Als
erstes wurden einige Fragen gestellt und ich habe einfach nur übersetzt. Dann
wurde plötzlich auch gefilmt, aber ich war ja nur hinter der Kamera und habe
übersetzt, also war auch das kein Problem. Ich war zwar verwundert, weil mir
gesagt wurde, dass es ein Interview für eine Zeitung werden sollte, aber ich
weiß nicht viel über Journalismus, also hab' ich nicht weiter nachgefragt. Als
dann immer mehr gefilmt wurde, wurde mir langsam klar, dass es wahrscheinlich
kein Zeitungsinterview wird und irgendjemand meine Kolleginnen falsch
informiert hatte oder es Verständnisschwierigkeiten gegeben haben muss, aber
auch ein Fernsehinterview war natürlich in Ordnung. Als der Kameramann mich
dann auch filmen wollte, wollte ich zuerst nicht, da ich erstens sowieso nicht
gern gefilmt werde und zweitens mit meinen Arbeitsklamotten da war und von der
Vormittagsarbeit und der Sonne schon ziemlich verschwitzt war. Dann hab' ich
mir aber gedacht, dass es ja eigentlich egal ist, weil das sowieso ein
französischer Sender ist (ich wusste nicht, dass es ARTE war) und ich in Frankreich
so gut wie niemanden kenne. Nach dem ganzen Geinterviewe und Gefilme haben wir
dann noch einen Wisch unterschrieben, dass sie die Aufnahmen mit uns auch
verwenden dürfen und dann haben sie uns gesagt, dass sie von ARTE sind und das
in Frankreich UND IN DEUTSCHLAND ausgestrahlt wird. Na super, so viel zu meiner
Theorie.... 


Kurztrip nach San Vito

Mit den anderen Freiwilligen ging es auf einen gemeinsamen
Ausflug. Da der Ausflug nach San Vito ging, sollte man meinen, dass ich
Heimvorteil gehabt hätte, aber durch die schlechte Busverbindung waren doch
wieder die San Joséler klar im Vorteil, wenn man die Flexibilität bewerten
sollte. Nachdem es für mich um 5.00Uhr mit dem Bus Richtung Las Tablas ging
(die San Joséler mussten erst um 8.30Uhr mit dem Bus losfahren) und ich dort
dann in den Bus nach San Vito umgestiegen bin, kam ich um 8Uhr schon an. Ich
hab' also beschlossen es zu genießen in einer Stadt zu sein und bin erstmal zur
Bank gegangen, dann in einen Supermarkt, um Shampoo, Geschenkpapier und Waschlappen
zu kaufen und dann in die Bäckerei Flor. Während ich meinen Erdbeermilchshake
genossen habe, kam ein Santa-Claus-ähnlicher Mann auf mich zu und wollte mir
ein Weihnachtslotterieticket verkaufen. Da jeder aus meinem Dorf schon eins
hatte, habe ich dann auch eins gekauft und er hat sich zu mir gesetzt und mir
seine Lebensgeschichte erzählt. Da ich eh nichts zu tun hatte, da die anderen
noch Stunden im Bus sitzen würden und die Pizzeria, auf die ich mich schon so
gefreut habe, erst in zwei Stunden aufmachen würde, haben wir uns lange
unterhalten. Er hat mir erzählt, dass er halb weiß, halb Indianer ist und mir
ein paar Pflanzenrezepte erklärt. Dann hat er mir von einer deutschen Freundin
erzählt, die er vor vielen Jahrzehnten kennengelernt hat. Nach dem Gespräch bin
ich dann in die Apotheke gegangen, um eine Medizin für mein Ohrenweh zu
besorgen und danach bin ich in die Pizzeria gegangen. Seit 4 Monaten mal wieder
Pizza essen; das war schon was anderes als Reis mit Bohnen. Als ich gerade
fertig war mit Essen, hab ich einen Anruf vom Doc bekommen, bei dem wir
übernachten wollten. Er war gerade beim Einkaufen und konnte mich gleich
mitnehmen. Wir sind also zu einem seiner Grundstücke gefahren und haben eine
riesige Kiste voll Gemüse fürs Abendessen geerntet. Wir waren über 20 Personen
in seinem Haus. Danach sind wir zu ihm nach Hause gefahren, ins magische Haus!
Die Fotos sollten Erklärung genug sein, warum wir jetzt alle "das magische
Haus" sagen. Am Montag ging es dann früh morgens ins Indianerterritorium "La
Casona". Dort haben wir eine Tour bekommen, gegessen und in einem Fluss mit
Wasserfall gebadet. Danach sind wir wieder ins Haus vom Doc gefahren und haben
uns entspannt. Auf dem Weg zur Grenze von Panama, wo man günstig einkaufen
kann, sind wir an der Bäckerei vorbeigefahren und ich habe einen Kuchen für die
Graduación meiner Gastschwester und Gastcousine am nächsten Tag gekauft. Danach
gings weiter nach Rio Sereno an die Grenze. Der DutyFree-Shop hatte
geschlossen, also weiter in ein anderes Grenzdorf. Am Abend sind wir dann noch
in ein Beneficio in Sabalito gefahren. Es war sehr interessant zu sehen, wie es
in einer Massenproduktion abläuft, da wir ja eine sehr kleiner
umweltfreundlicher Betrieb sind. Nach der Beneficiobesichtigung sind die
anderen wieder zum Doc gefahren und haben da eine "Letzter-Abend-Party"
gefeiert und ich habe eine gratis Privattaxifahrt bis nach Biolley vom Chaufeur
vom Doc bekommen. Um Mitternacht war ich dann in Biolley, habe den Kuchen
versteckt und bin müde ins Bett gefallen. Am nächsten Tag sollte es ja schon
früh weitergehen.


Graduación

Am nächsten Tag ging der Bus dann um 7.00Uhr morgens nach El
Carmen zum Colegio. Der Kuchen blieb versteckt, es sollte ja eine Überraschung
werden. In El Carmen angekommen, haben wir erst Lizbets Mama besucht und dann
Plätze freigehalten, weil meine Gastmama und Fanny mit Ricardo und Co im Auto
gefahren sind. Die Zeugnisverleihung war eigentlich wie in Deutschland: Viele
Reden... Ich hab alles gefilmt und danach gings für uns alle ins Auto. Ein
5-Sitzer für 8 Personen. Die Autofahrten hier faszinieren mich immer noch :D
Anstatt nach Hause zu fahren sind wir nach San Isidro gefahren und haben vier
Einkaufstüten(!) voll Platanos gekauft. Wie später rauskam, sollte das das
Notfallgeschenk sein, weil sie einen Kuchen bestellt hatten, der aber
höchstwahrscheinlich nicht geliefert werden konnte. Von meinem Kuchen wusste
noch niemand was. Bei der Pulperia haben wir noch eine Pepsi und eine Colita
gekauft und los ging das Fest. Im Haus habe ich dann meinen Kuchen rausgeholt
und Fanny und Sharon geschenkt. Es hat mich richtig gefreut, wie sich alle über
den Kuchen gefreut haben. Und als wären 4 Tüten Platanos und ein Kuchen nicht
schon genug Essen, kam am späten Nachmittag auch noch der andere Kuchen an.
Davon haben wir dann die ganze Woche gegessen ;)


Kanadier

Wieder in der Arbeit angekommen, kam dann auch eine Mutter
mit ihrer Tochter in ASOMOBI an, um dort Urlaub zu machen. Von Mittwoch bis
Montag. Die beiden kamen aus Kanada und sprachen so gut wie kein Spanisch,
weshalb mein Arbeitsplan für die nächsten Tage zweitrangig wurde und ich zum
Dolmetscher umfunktioniert wurde. Eine Dorf-Tour, ein Besuch beim Pool,
Vorbereitung beim Krippenspiel, die Fiesta de los niños und am Abend die Fiesta
bei Pancho, die Tour der Finca von Don Edgar und kleine Übersetzungen hier und
dort. Während der paar Tage haben wir uns auch angefreundet und ich wurde nach
Kanada eingeladen. Ein paar Tage oder ein Jahr, ich könnte so lange bleiben,
wie ich möchte :D
Eine schöne Erfahrung, eine spaßige Arbeit und zwei neue Freundschaften mehr
:)  


Weihnachten

Weihnachten auf costa-ricanisch. Plastikweihnachtsbaum und
Hitze. Das stand lange fest. Aber wie gefeiert werden sollte, das hab ich erst
recht spät herausgefunden. Und ich war begeistert! Mittag bin ich zu einer
Kollegin eingeladen worden und wir haben Tamales gemacht. Da hatte ich schon
Übung drin, weil wir die Woche zuvor über 100 in meiner Familie gemacht haben.
Danach bin ich nach Hause gegangen und die Feier hat gegonnen. Wir haben ein
Schwein geschlachtet und am Abend ein Lagerfeuer in einer Pennertonne vorm Haus
gemacht. Ich habe Teig für Steckerlbrot gemacht, ein Onkel hat Cola und
Marshmallows mitgebracht, ein Anderer Dosenbier. Wir haben gegessen, die
Telenovela angeschaut, weiter gegessen, gewichtelt und noch mehr gegessen. Das
Wichteln war sehr lustig, weil wir aus dem Geschenkeverteilen ein Ratespiel
gemacht haben. Ich hab von Ricardo Gummistiefel und eine Tortillera bekommen und von der ganzen Familie
ein T-Shirt mit Costa Rica-Aufdruck. Danach haben die Kinder alle Cola
getrunken und die Erwachsenen Dosenbier. Stellt Euch vor es läuft den ganzen
Abend lateinamerikanische Musik und 11 Leute tanzen durch ein kleines
Wohnzimmer: meine Familie. Ihr sehr also, wir hatten eine riesen Gaudi!


Silvester

Silvester an sich war dann schon deutlich weniger los. Ich
hab' einen Kuchen für die Geburtstagsfeier des Sohns meiner Chefin gebacken,
auf die ich später eingeladen war. Um nicht von ASOMOBI nach Hause und dann
wieder den Berg raufgehen zu müssen, habe ich bei Ariana Zuhause gewartet und
mit ihrem Sohn Susi und Strolch geschaut. Kurz vor 17Uhr, also Mitternacht in
Deutschland, bin ich wie eine Dumme durch die Gegend gelaufen und hab Netz
gesucht, um meiner Familie und Mathi auch pünktlich schreiben zu können. Und an
Silvester Netz zu finden ist schwer, je mehr Leute frei haben, desto mehr Leute
benutzen das Internet und je mehr Leute das Internet benutzen, desto schwerer
wird es einen Ort zu finden, an dem man eine Verbindung bekommen kann. Nach 10
Minuten hatte ich dann Glück und eine Verbindung gefunden. Noch drei Minuten
bis Mitternacht. Meine Nachrichten gingen also pünktlich raus und ich bin zur
Geburtstagsfeier gegangen. Es gab eine Piñata und meinen Kuchen. Es war sehr lustig, vor allem weil es
die erste Piñata des Kleinen war. Bevor ich nach Hause gegangen bin, um den
Silvesterabend mit meiner Familie zu verbringen, hat mir der Kleine noch
gesagt, dass wir jetzt Primos (Cousins) sind. Das hat mich sehr gefreut, da man
hier Primos ist, wenn man sehr gut befreundet ist und die Freunde deshalb schon
als Familie ansieht. Zuhause angekommen, haben wir Abendgegessen und die
Telenovela geschaut. Danach kam Bullreiten im Fernseh. Das ist eine Tradition,
die an Weihnachten beginnt. Die Veranstaltung ist in Zapote, in San José, und
wird jeden Abend im Fernseh übertragen. Um halb 11 abends sind wir dann alle
ins Bett gegangen. Das war das erste Silvester an dem ich vor dem neuen Jahr
ins Bett gegangen bin!


Neujahr

Am 01.01.2015 sind wir dann mit vielen anderen Familienmitgliedern
an den Fluss zum Picknicken gefahren. Wir haben uns ein schattiges Plätzchen
gesucht, Almuerzo in Hoja (Mittagessen im Bananenblatt/ Reis, Bohnen und
Ruehrei in einem Bananenblatt eingewickelt) und Zangolote (scharfe
Thunfischcreme, die man mit Crackern isst) gegessen und ein Onkel hat Bacardi
mitgebracht, weshalb wir alle Bacardi-Cola getrunken haben. Am Fluss waren auch
viele Bekannte, also sind immer wieder nette Gespräche entstanden und man
konnte baden. Mit meinem Cousin Patrick habe ich einen Sandvulkan gebaut.
Danach ging es nach Hause und wir haben den Nachmittag ruhig ausklingen lassen.